Das Netzwerk

Das Netzwerk "Musiktheorie verbindet"

Musiktheorie in der Musikausbildung ist in vielerlei Hinsicht dem Schulfach Mathematik vergleichbar: Keiner kommt darum herum, viele finden es schwer, manche haben gar Angst davor, andere dagegen entdecken darin vielfältige Möglichkeiten und lassen sich begeistern. Eine dieser Begeisterten ist Laura Krämer, die seit dem Sommersemester 2015 an der HMTMH als Professorin für Musiktheorie mit dem Schwerpunkt Methodik arbeitet. Mit dieser Professur soll die Vernetzung der Hochschul-Musiktheorie der HMTMH mit den Institutionen der vor- und außerhochschulischen Musikausbildung in Hannover und Niedersachsen fortgeführt und vertieft werden. Amtsvorgänger von Prof. Dr. Laura Krämer ist Prof. Christoph Hempel, der sich nach wie vor insbesondere in der vorhochschulischen Begabtenförderung engagiert und Kontakt zu den Musikschulen hält.

Für Laura Krämers Professur konnten Fördermittel aus dem  Professorinnen-Programm II des Bundes sowie aus dem „Niedersächsischen Vorab“ gewonnen werden. Netzwerk- und Projektarbeit konnten deshalb durch ein kleines Team unterstützt werden, zu dem Marcus Aydintan, Lehrkraft für besondere Aufgaben, und Tanja Spatz, wissenschaftliche Mitarbeiterin, gehörten. Marcus Aydintan wa im Rahmen seiner Lehrtätigkeit auch für das Fach Musiktheorie im Institut für Frühförderung musikalisch Hochbegabter (IFF) verantwortlich. Tanja Spatz hat sich bereits in ihrer Masterarbeit mit der Entwicklung eines Konzeptes zur Verwendung historischer Lehrmethoden in der Schule beschäftigt und setzte diese Beschäftigung auch in der Lehre als Erweiterung des Lehrangebot der Methodik der Musiktheorie an der HMTMH fort. So bilden sich bereits in den Arbeitsschwerpunkten des Teams die Bereiche ab, die verbunden und damit auch verteift werden sollen: Hochschulische Musiktheorie, vorhochschulische Musikförderung und Methodik der Musiktheorie.

 

In Deutschland setzt eine direkte Beschäftigung mit Musiktheorie und Gehörbildung oft erst ein, wenn bei einem jungen Menschen der Wunsch aufkommt, Musik zu studieren.

Musiklehre und Gehörschulung werden in gesonderten Prorammen ausgewählter Musikschulen zwar unterrichtet, sind aber kein „Grund-Bestandteil“ der dortigen musikalischen Ausbildung. Daneben finden sich spezielle Programme zur Verbreitung der Aufnahmeprüfung. Musiklehre und Gehörschulung sind in vielen Fällen nicht Teil des Musikunterrichts an Musikschulen. Auch in allgemeinbildenden Schulen ist oft die Reichweite der dahingehenden Bemühungen begrenzt. Hierin unterscheidet sich die deutsche Ausbildungslandschaft von vielen anderen Ländern wie Frankreich, Russland und einigen asiatischen Ländern, wo mit dem Erlernen eines Instruments Musiklehre und Gehörtraining standardmäßig einhergehen. Es zeigt sich, dass viele Menschen, auch mit guten Fertigkeiten auf ihrem Instrument, in einer Entfremdung zur Musik gefangen sind: Sie können grundlegende Eigenschaften der Stücke, die sie spielen, weder wahrnehmen noch benennen, geschweige denn etwas spielen, das nicht in den Noten steht.

 

Hier setzen die Bemühungen des Netzwerks „Musiktheorie verbindet“ an. Das Fach Musiktheorie hat nämlich das Potential, zu verbinden. Es verbindet Musizierende mit den Stücken, die sie spielen, da es hilft, die Musik zu verstehen. Es verbindet Musizierende miteinander, da es zum einen befähigt, über Musik zu kommunizieren, zum anderen einen souveränen Umgang mit musikalischen Strukturen ermöglicht, so dass mehr Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Instrumenten zusammen musizieren können. Es verbindet in der Anleitung zur Improvisation und Komposition Musizierende mit ihrer Kreativität. Auch stellt Musiktheorie als wissenschaftliches Fach eine Verbindung von einer fachlich fundierten elementaren Musiklehre zu einer akademischen Musikbetrachtung her – es verbindet also die breite Basis mit dem wissenschaftlichen Diskurs.

 

Das Angebot des Netzwerks richtet sich an Lehrende niedersächsischer Musikschulen und Schulen und umfasst einen jährlichen Frühjahrs-Workshop, eine Herbst-Tagung sowie die grundsätzliche Möglichkeit, mit uns und miteinander ins Gespräch zu kommen.

 

In den Workshops werden praktische und methodische Fähigkeiten für den Musikunterricht an Musikschulen und allgemeinbildenden Schulen erworben. Der erste Workshop fand im Mai 2016 statt, der zweite wird am 7.5.2017 an der HMTMH stattfinden. Das Thema ist, wie auch beim ersten Workshop, „Historische Improvisation an der Musikschule“. Unser Team wird dabei von dem Gastdozenten Martin Erhardt unterstützt werden. Für den 2016er Workshop konnten wir den Geiger Michael Spieker gewinnen. Nachfrage und Feedback aus diesem Workshop bestärken uns darin, dass wir mit unserem Angebot auf dem richtigen Weg sind.

Die erste Herbst-Tagung am 12.11.2017 widmete sich in Form von Vorträgen und Gesprächsrunden der Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Musikschulen im Bereich Musiktheorie und Gehörbildung: Was sind die wechselseitigen Erwartungen, etwa für Aufnahmeprüfungen, wo sind die Baustellen? Eine zweite Tagung unter dem Titel "Agnes trifft Guido - Solmisation in der musikalischen Bildung" fand im Oktober 2019 statt. 

Daneben gibt es das Angebot einer offenen Musiktheorie-Sprechstunde. Sie richtet sich an alle Lehrenden an Schulen und Musikschulen, die ein Anliegen der Vermittlung von Musiktheorie und Gehörbildung haben oder für ihre Lehre Anregungen im Bereich Musiktheorie wünschen.

 

Wir freuen uns darauf, mit Ihnen in Verbindung zu treten!

 

 

 

Zuletzt bearbeitet: 28.02.2020

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