Vortrag 1: Prof. Dr. Ivo Berg

Von der Hand in den Mund? Guido von Arezzos Methode der Solmisation zwischen pragmatischer Zielsetzung und didaktischer Tiefenschärfe

Erfinder der modernen Notenschrift, Gründervater der Solmisation, erster Musikpädagoge und genialer Methodiker: Bereits im Mittelalter über mehrere Jahrhunderte hinweg tradiert hat sich Guido von Arezzo bis heute zu einer geradezu mythische Gestalt entwickelt, die immer wieder als Referenzpunkt musikpädagogischen Denken und Handelns angeführt wird. Seine eigentliche Lehre hingegen ist in nicht viel mehr als dem kleinen Compendium des Micrologus sowie einem Brief an einen befreundeten Mönch Michael greifbar. Dieser Brief allerdings offenbart auf engstem Raum – anhand der scheinbar simplen Aufgabe, eine noch unbekannte Melodie singen zu lernen – eine faszinierende Dichte an didaktischen Schlussfolgerungen, die anschlussfähig an moderne Erkenntnissen der Lernpsychologie sind und die sich auch für eine heutige künstlerisch-pädagogische Praxis noch als fruchtbar erweisen können. Der Vortrag geht den Implikationen dieses Briefes nach, stellt das konkrete Verfahren Guidos in den Kontext der Musik seiner Zeit und erörtert zentrale Phänomene des daraus erwachsenden Verständnisses von Solmisation auf einer allgemeinen Ebene.    

Referent: Prof. Dr. Ivo Berg

 

Zuletzt bearbeitet: 26.06.2019

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